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Am 25.8.2023 haben wir Hafer-Wicke-Erbs und eine einjährige schnellwachsende Mischung direkt in die Weide gesät. Ich erhoffte mir einen knielangen Bestand für die Herbstweide. Auf dem Bild oben ist das Resultat ersichtlich... Leider hat es nach der Saat nicht geregnet und erst ende Oktober sah man die Saatreihen. Diese Parzelle wird nun stückweise beweidet. Die Kühe geben noch rund 10l, wobei die Differenz zwischen den Erstlaktierenden (ca. 5l) und den älteren Kühen (ca. 15l) relativ hoch ist.

Wir Melken jetzt noch solange die Weide her gibt und wir noch eher besseres Bodenheu haben, danach werden wir die Kühe galt lassen.

Die Rinder kommen nach der Alp auf die Ökoflächen, welche nicht arrondiert sind. Danach werden wir sie nach Hause holen und in die Herde der Milchkühe integrieren. Dieses Jahr können sie bis ende November draussen bleiben.

Da wir kein Silo machen können ist es eine gute und günstige Variante das Herbstgras zu verwerten. Die Heuerntemaschinen können somit anfangs September eingewintert werden. Die arrondierten Flächen werden alle mit den Milchkühen bestossen.

Am vergangenen Donnerstag trafen sich die Mitglieder der IG Weidemilch und interessierte Praktiker auf dem Betrieb von Raphael Etteriln und Luisa Rusca oberhalb von Muri im Kanton Aargau zur Herbsttagung.

Kaum einem Milchbauern mit hohem Weideanteil wurde noch nie mit diesem Problem das vor allem im Frühjahr und Herbst auftritt, konfrontiert. Entsprechen gross war das Interesse an der Veranstaltung.

Den Start machte Sean Chupp, Weideberater von LIC Europe, mit einem Videovortrag.

LIC ist eine neuseeländische landwirtschaftliche Genossenschaft sich neben dem Vertrieb von Weidegenetik auch zur Verbesserung der Produktivität einsetzt. So hörten wir das kleereiche, schnell gewachsene (z.B. bei Regen nach einer Trockenheitsphase) Bestände am gefährlichsten im Bezug auf eine schaumige Blähung sind. Es wurden verschiedene Massnahmen und Forschungsergebnisse aufgezeigt wie präventiv das Risiko gemindert werden kann:

Keine hungrigen Kühe auf «gefährliche» Weidekoppeln lassen

Kühe gut beobachten

Altere Bestände weiden

Mehrmals täglich kleine Portionen geben und die Tiere die ganze Pflanze fressen lassen

Zufütterung von 2-3 kg Heu oder Silage

Mischungen im Grasbestand verändern mit Einsaat von Tannin haltigen Pflanzen (z.B. Chicoree)

Mit zur Blähung neigenden Kühen nicht weiterzüchten

Professionell übersetzt aus dem englischen wurde der Vortrag vom Vorstandsmitglied Ana Burger.

Nach einer Diskussionsrunde wurden Fragen direkt vom live zugeschalteten Weideberater beantwortet.

Der zweite Teil bestand aus einem Workshop der anwesenden Landwirte, geleitet von Weidefachmann Remo Petermann vom BBZN Schüpfheim. Auf Flipcharts Wänden trugen die Milchviehhalter ihre eigenen Erfahrungen zu den Faktoren Prävention, Pflanzenbestand, Zufütterung, Düngung, Jahreszeit und Genetik ein.

In der Zusammenfassung und Diskussion untereinander ergab sich ein gutes Abbild der momentanen Situation auf den Weidebetrieben und wo noch Verbesserungen möglich sind. Eine Arbeitsgruppe der IG Weidemilch wird sich in Zukunft dem Thema Blähen widmen. Alle Anwesenden waren sich einig, dass ein in der Schweiz zugelassenes Blähmittel den Landwirten zur Verfügung stehen sollte. Dies würde entscheidend zur Entschärfung des Problems beitragen.  

Gestärkt vom selber mitgebrachten Picknick und der von der Familie Etterlin-Rusca offerierten Polenta ging es nach dem Mittagessen auf den Betriebsrundgang.

Raphael Etterlin und Luisa Rusca bewirtschaften zusammen mit zwei Lernenden den Betrieb Langenmatt mit 46 ha Nutzfläche.

Neben 200 Schweinemastplätzen und etwas Ackerbau bildet die Milchproduktion mit 74 Milchkühen den Hauptbetriebszweig. Die Milchkühe und Rinder kalben saisonal im Frühjahr und fressen während der Vegetationsperiode ausschliesslich Weidegras. Der Vollweidebetrieb setzt beim Weidesystem auf Umtriebs Weide mit über 30 Koppeln. Die Herde ist bunt gemischt, es werden Tiere der Rassen Kiwicross, Swiss Fleckvieh, Red Holstein, Holstein, Norwegisch Rotbunt, Jersey und Kreuzungstiere gehalten.

Durch die Ausdehnung der Weidefläche mit Kunstwiesen und somit einem höheren Kleeanteil kam es ab 2022 zu Problemen mit geblähten Kühen und Rindern. Neben dem guten Beobachten in heiklen Phasen, wird auf dem Betrieb Etterlin / Rusca dem Blähen mit folgender Massnahme entgegengewirkt:

Die Tiere beweiden nicht nur eine Tages- und Nachtkoppel, sondern der Tagesbedarf an Weidegras wird in 3 Portionen verabreicht. Damit der Arbeitsaufwand nicht ansteigt geschieht der Wechsel in die nächste Koppel automatisch. Zeitgesteuert, löst sich die Zaunlitze die zur Unterteilung der einzelnen Portionen gespannt wird und sie fällt zu Boden. Die Weidegewohnten Tiere bewegen sich in das frische Gras der neuen Koppel und beginnen zu fressen.

So wird verhindert das die Kühe in den ersten Stunden nicht nur feine Blätter fressen, sondern die ganze Pflanze.

Herzlichen dank Raphael Etterlin und Luisa Rusca für den Einblick in ihren Betrieb und die grosse Gastfreundschaft.

IG Weidemilch

Peter Trachsel

Die schwierigen Weidebedingungen der letzten zwei Jahre haben sich negativ auf den Pflanzenbestand ausgewirkt. Nach dem Regen haben sich die Weiden wieder erholt, es ist grün. Aber grün heisst nicht, dass auch das wächst was wir wollen. Letztes Jahr 2022 war der Sommer trockener und die guten Gräser wurden verbrannt. Nach dem nassen Frühling mit einigen Trittschäden und dem wieder trockenen Sommer 23 hat sich der Bestand zusehends verschlechtert. Erst im August 23 traten Amaranth und Melden auf, welche wir jetzt zwei Mal geschnitten haben.

Übersaat mit dem Hatzenbichler 25.8.2023

Die Nordseite, die Mähweiden und flachen Weiden haben sich gut erholt. Dort haben wir teils eine Übersaat mit dem Hatzenbichler gemacht: ein Striegel mit einem Krummenacher Sägerat und eine kleine Walze .

Übersaat und Direktsaat mit der Vredo am 31.8.2023. Samen wird mit einem Schlitz im Boden abgelegt und danach mit einer schweren Walze angedrückt.

Vor allem der Südhang sieht schlecht aus. Dort versuchen wir jetzt ein paar Sachen aus:

  • Für die Futtergewinnung im Herbst zum Weiden haben wir eine Hafer-Wicke-Erbs Mischung mit der Vredo direkt in die bestehende Weide gesät. Leider wurde die Erbs zu wenig eingeschlitzt und lag teils oben auf. Wir werden sehen wie das Ergebnis wird.
  • Im weiteren wurde eine einjährige Mischung bestehend aus Klee und Raigras eingesät, auch damit es im späten Herbst noch beweidet werden kann. Die Kühe weiden auf diesen Flächen nun nicht mehr.
  • Weideaufwertung mit einer klassischen Übersaatmischung mit der Vredo gesät, dort sind die Kühe immer noch drin.
  • Mitte Oktober werden wir dann eine GPS Mischung direkt in den Südhang mit einer Direktsämaschine säen lassen. Anfangs Sommer wird dann entschieden ob wir es weiden oder wachsen lassen und vor der Teigreife mähen und zu Würfel verarbeiten lassen.

Wir möchten schauen ob ein Zwischenfutter direkt in die Weide eingesät und für die Kühe als Weide genutzt werden kann. Bei der Nordseite mit einer guten geschlossenen Grasnarbe macht das wenig Sinn. Im Südhang möchten wir aber nicht pflügen und auch nicht mit Glyphos den Bestand abspritzen, deshalb versuchen wir es jetzt einmal so. Analog Gabe Brown aus dem Buch: "aus toten Böden wird fruchtbare Erde"... ich werde erzählen wie es weiterging! Bis jetzt sieht es überall schön aus (ausser dir Erbs) und wir hoffen weiterhin auf Wasser.

Die Weide wird portionenweise ausgedehnt.

Seit dem letzten Blogbeitrag hat es einiges an Regen gegeben! Nach ein paar Gewitter wurde die Weide schon wieder grün. Wir haben weiterhin im Stall Heu gefüttert aber immer wie weniger. Jetzt sind es noch ca. 5% was die Kühe im Stall kriegen. Dies wenn sie am Vormittag von der Weide in den Stall kommen aufgrund der Hitze oder Fliegen. Zudem ist bei der Kurzrasenweide die Fresszeit länger, da sie pro Bissen weniger Futter aufnehmen, daher sind sie nicht immer satt wenn sie in den Stall kommen. Wenn das Wetter kühl ist oder es regnet bleiben sie draussen und fressen das Heu dann nach dem Abendmelken. Am Morgen kommen sie bereits nicht mehr von selber, da es um diese Zeit angenehm ist. Die Milchleistung ist kontinuierlich gestiegen und momentan geben sie 20l/Tag.

2. Schnitt wird bei der nächsten Schönwetterperiode geerntet.

Wir haben bewusst das Emdgras noch nicht gemäht. Einen Teil der Fläche haben wir direkt nach der Heuernte den Kühen gegeben als Weide, einen Teil sind wir jetzt Portionenweise am geben und den Rest (siehe Bild) werden wir demnächst Mähen und als Bodenheu in Ballen heimfahren. Das Raigras ist nach dem Heuschnitt schneller gewachsen und das Bodengras hat erst in der letzte Woche an Masse gewonnen. Deshalb ist das Raigras jetzt im Verhältnis sehr alt. Aber das macht nichts, wir werden das Heu dann zu junger Weide im Herbst oder Frühjahr zu füttern. Zudem haben wir Diesel und Arbeit gespart, denn wenn wir vorher gemäht hätten, wäre der Ertrag sehr minim ausgefallen.

Zur Zeit ist das Melken zweimal am Tag die Hauptarbeit. Daneben machen wir zwischendurch Weidepflege in Form von Blacken- und Distel Stechen, Brennessel Mähen, Berufkraut Ausreissen etc... Mein Vater und ein Melker aus der Region haben zwischendurch die Melkarbeit übernommen und wir haben Tagesausflüge gemacht oder in einer Alphütte übernachtet. Für mich sind die Sommerferien so am schönsten, denn wenn es zum Heuen wäre, könnten wir zu Hause bleiben und Arbeiten. Und wenn nicht, so können wir weg gehen, uns Treiben lassen ohne am Abend zum Melken wieder zu Hause zu sein oder eben einmal auswärts Übernachten.

Die Sommerdepression ist wieder da... mit unseren flachgründigen Böden haben wir jedes Jahr ein starker Wachstumsrückgang während den Sommermonaten. 2022 war es aber so schlimm wie noch nie. Wir mussten während 3 Monaten im Stall zufüttern, bis zu 70%. Dieses Jahr scheint es bis jetzt weniger schlimm zu sein, da es im Frühjahr eher nass war. Trotzdem füttern wir nun rund 40% eher schlechtes Bodenheu im Stall zu. Die Kühe sind in der Nacht auf der Weide und am Morgen nach dem Melken. Sie haben eine lange Fresszeit und müssen das Futter suchen. Die Kurzrasenweide ist daher ein Nachteil. Bise und Sonne können bei der KRW zusätzlich den Boden austrocknen.

Über den Kuppen, wo der Boden noch flachgründiger ist, wächst es erst wieder wenn es regnet.

Viele Mitglieder der IG Weidemilch haben aufgrund der Trockenheit Probleme. Wir sind untereinander in Regem Austausch und lernen voneinander. Es gibt verschiedene Massnahmen mit der Trockenheit umzugehen, hier einige Beispiele:

  • Alpung ein Teil der Tiere oder die ganze Herde
  • Portionen- Umtriebsweide mit längeren Ruhezeiten
  • Mob grazing
  • Neuansaat oder Übersaat mit trockenresistenten Pflanzenarten
Die Kühe liegen gerne in den Boxen. Einstreumaterial ist Stroh, das günstigste und einfachste Material. Früher brauchten wir viel Kalk, was aber zu hart wurde. Die Netze sind nur vorübergehend wegen der Monatge der PV. Danach können wir wieder den Sprinkler installieren.

Wir haben bei uns bis jetzt vor allem das Klima und die Boxen im Stall verbessert. Früher waren die Kühe immer draussen, standen zusammen bei einer Truppe und machten Schaden auf der Weide. Dann holten wir sie und mussten sie zwingen in den Stall zu kommen. Heute kommen sie selber in den Stall und liegen gerne in den Boxen. Den Mistschieber haben wir programmiert, so dass er alle Stunde läuft, da ja jetzt kein Kuh mehr kalbt. Über dem Laufgang ist eine Sprinkleranlage montiert.

13.6.2023. Links haben wir dann konserviert. Rechts habe ich vorgemäht, die Kühe haben es aber nicht gerne gefressen. Da weiss ich die Lösung noch nicht...?!

Ein anderes Weidesystem wäre bei uns angebracht. Arbeitstechnisch werden wir aber nie effizienter als wir es jetzt sind. Kostenmässig betreffend Futterkosten vielleicht schon. Wir kaufen nun wieder etwas CH-Heu zu. Unsere Kuh ist nutzungselastisch und geht mit der Milch zurück, bis 13l / Tag und steigt dann mit dem Regen wieder an. Solange sie trächtig bleibt ist es für mich ok. Zudem konnten wir in den letzten Jahren immer früher beginnen mit dem ersten Austrieb und sparten dadurch Heu. Man muss es aber Aushalten können, obwohl wir viel "hadern" und darüber diskutieren.

Falls das Zaunlosesystem "Halter" (siehe Beitrag Sommertagung 2023) in die Schweiz kommt oder die Kinder eingeschult sind, kann ich mir ein anderes Weidesystem vorstellen 😉

Seit gut 4 Jahren haben wir das Brunsterkennungssystem SenseHub von AllFlex im Einsatz. Bei der ersten Besamungsperiode mussten wir einiges dazu lernen. Denn das System läuft v.a. bei Betrieben mit Stallhaltung im Ausland. Wir bekamen viel zu früh die Meldung, dass eine Kuh brünstig war. Nach ein paar Anpassungen konnten wir die Schwelle, wann es meldet, so einstellen, dass es nun funktioniert.

Nun bin ich sehr zufrieden damit und verlasse mich fast ganz auf das System.

Das System misst die Fress- und Wiederkauzeit, die Aktivität und viele andere Parameter, welche dann zusätzlich auch noch erworben werden könnten.

Bei dieser Darstellung sieht man beim Besamungsfenster einen Curser: er wandert von links nach rechts. Wenn er sich beim grünen Feld befindet ist es der optimale Besamungszeitpunkt für die künstliche Besamung. Der obere Balken ist für den Einsatz mit gesextem Samen, der untere für normalen. Der Brunstindex sagt uns wie fest die Hauptbrunst war. Ihr seht nun, dass Salome bereits besamt wurde. Elena und Flora wurden zum Zeitpunkt der Aufnahme besamt.

Ich habe vorher immer früher KB gemacht als nun mit SenseHub. Denn es errechnet wann der Peak der Brunst war und zählt dann zurück. Einige Kühe haben in der Nacht nur während 2h eine starke Brunst und sonst sehe ich nichts. Andere sieht man schon bevor ich das SMS erhalte und besame dementsprechend später.

Ob wir aber eine gute Trächtigkeit haben im Herbst hängt aber auch von vielen andere Faktoren ab....

Nun haben wir doch noch einen Angusstier für paar Wochen!
Er beachtet das Brunsterkennungsystem nicht, springt ca. 24h früher, als man anhand dem System besamen sollte. Und er deponiert das x-Fache an Samen am richtigen Ort! Gott sei dank gibt es die Natur!

Die Abkalbesaison ist nun seit ein paar Wochen fertig. Nach dem Abkalben lassen wir die Kühe mit einem Ultraschallgerät untersuchen. Der Tierarzt hat sich spezialisiert auf die Bestandesbetreuung und kommt nur ca. 3 Mal im Jahr zu uns. Er kontrolliert jede Kuh, ob die Gebärmutter sauber ist, die Kuh zyklisch ist und oder ob es eine Zyste hat. Ich notiere mir den Befund und reagiere während ca. 10 Tage mit homöopathischen Mittel. Die Homöopathie kann hier sehr gut helfen, jedoch bin ich ohne Diagnose hilflos, oder denke es sei alles in Ordnung. Nach der Behandlung gibt es eine Nachkontrolle durch den Tierarzt. Bis jetzt konnten die Mittel Helfen und wir haben keine Hormone oder Spülungen gebraucht.
Bis auf die 3 letzten Kühen sind alle im Zyklus und die Besamungsperiode kann beginnen!

Wir starten jeweils am 1. Mai mit Besamen und machen die ersten 5 Wochen KB. Ich selektioniere die Kühe v.a. nach dem Zellzahlgehalt oder Klauenprobleme um zu Entscheiden, ob sie einen Zucht- oder Maststier erhält.
Danach kommt normalerweise ein Angusstier in die Herde. Dieses Jahr habe ich aber noch keinen gesucht. Die Kinder sind am Abend immer mit mir alleine im Stall (5 und 2 jährig), mich stresst es dann zu fest während dem Melken, wenn die Kinder und der Stier irgendwo sind... mal schauen wie die KB anläuft, dann entscheiden wir.
Homöopathische Mittel, Nosoden und Phytomedizin kommen bei uns regelmässig zum Einsatz