Milchkühe können sehr unterschiedlich gefüttert werden. Wenn Kühe während der Vegetationsperiode von Mitte April bis Mitte Oktober nur Weidegras fressen, spricht man von „Vollweide“. Im Gegensatz dazu steht die Ganzjahres-Stallfütterung, wo auch im Sommer vorwiegend konserviertes Futter (Mais-, Grassilage, Heu) eingesetzt wird. Viele Landwirte wählen einen Mittelweg dazwischen und lassen ihre Tiere ein paar Stunden pro Tag auf die Weide, die restliche Fütterung findet im Stall statt; hier spricht man von Teilweide.
Was bezwecken Landwirte mit einer „Vollweide“-Milchproduktion?
Weidegras ist das natürlichste und auch das billigste Futter für Milchkühe. Vollweide-Landwirte machen sich diese Eigenschaften zu nutzen. Sie achten darauf, dass ihre Kühe nur im Frühjahr abkalben. So steht den Tieren das besonders gehaltvolle Frühjahrsgras dann zur Verfügung, wenn sie es am meisten brauchen. Nach dem Abkalben liefern die Kühe am meisten Milch. Wenn sie dann auf die Weide kommen, können sie sich bis in den Herbst problemlos alleine von Weidegras ernähren. Vollweide-Bauern verzichten auf Kühe mit sehr hohen Leistungen. Wichtiger sind für sie gesunde, fruchtbare Tiere.
Wie geht’ s den Kühen dabei?
Weidekühe geniessen es, sich draussen aufzuhalten. Selbst wenn sie die Möglichkeit haben, sich vor Regen, Schnee oder Sonne zu schützen, bleiben sie meistens im Freien. Deshalb können Vollweide-Kühe auch im Dezember noch auch auf der Weide angetroffen werden; sie empfinden Temperaturen zwischen – 10 und + 10 °C als angenehm. Vollweide-Milchkühe leben im natürlichen Rhythmus ihrer Vorfahren. Die Tiere brauchen weniger zusätzliche Futtermittel, leben gesünder und länger.
Ist Milch von Weidekühen gesund?
Milch und Milchprodukte von Weidekühen, die in den Handel kommen, sind einwandfrei. Weidemilch verfügt sogar über einen höheren Anteil an Omega-3-Fettsäuren, die sich positiv auf die menschliche Gesundheit auswirken.
Warum machen nicht alle Landwirte Vollweide?
In der dichtbesiedelten Schweiz können nicht alle Grünlandflächen beweidet werden. Oft stellen Strassen, Bahnlinien oder natürliche Grenzen Hindernisse dar, die eine Beweidung mit vertretbaren Aufwand an Arbeit und Kosten verunmöglichen. Zudem braucht es auch Landwirte, die im Winter Milch abliefern, wenn die Vollweidekühe ihre Melkpause geniessen.